Studie: Betont weibliche Frauen sind im Beruf erfolgreicher
Ob in Trier oder Saarburg: Immer mehr berufstätige Frauen arbeiten in Führungspositionen. Wovon ihr Erfolg im Berufsleben abhängt, hat eine Studie der European School of Management and Technology in Berlin untersucht. Laut den Ergebnissen fordern Personalchefs von Damen kein hartes Selbstbewusstsein, sondern vielmehr „typisch weibliche“ Charaktereigenschaften.
Mit Fürsorge zum Erfolg
Trotz allen Gleichstellungsbemühungen haben Frauen in der Arbeitswelt noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen. Nicht nur auf Seiten der anderen: Viele Damen haben selbst Erwartungen, die von Vorurteilen geprägt sind. Dazu zählt beispielsweise der Irrglaube, weibliche Charakterzüge ließen sich nicht mit beruflichem Erfolg vereinen. Eine Studie unter der Leitung von Laura Guillén widerlegt nun diesen Glaubenssatz. Laut den Studienergebnissen sind insbesondere warmherzige Frauen mit hoher Fürsorglichkeit in ihren Berufen erfolgreich. Zu diesem Schluss kamen die Studienverantwortlichen zumindest nach Analysen der leistungsstärksten Mitarbeiter*innen eines männerdominierten Technologieunternehmens. Ob Frauen in Branchen wie dem Polizeiberuf ebenfalls mit Warmherzigkeit punkten würden, geht aus den Ergebnissen nicht hervor. Interessant bleiben die Resultate trotzdem.
Weiblichkeit als Erfolgskriterium
Anders als Männer wurden Frauen in dem studienrelevanten Unternehmen eher nach ihrer Sozialkompetenz beurteilt. Demgegenüber hielten die Studienautorinnen für die Männerwelt Selbstbewusstsein als erfolgsentscheidenden Charakterzug fest. Obwohl betont selbstbewusste Männer auf der Erfolgsleiter nach oben stiegen, blieb der Erfolg für auffällig selbstbewusste Frauen aus. Bekennende Weiblichkeit wirkte sich im Hinblick auf ihren beruflichen Aufstieg deutlich besser aus. Kein Wunder, dass Businessröcke in bürotauglicher Länge bis heute ein Lieblingskleidungsstück im Schrank vieler berufstätiger Damen sind. Schließlich betonen auch sie bewusst die Weiblichkeit ihrer Trägerinnen, ohne dabei ihre Kompetenz zu untergraben.
Verschiedene Wege zum selben Ziel
Die Studienautorinnen beurteilen die gesammelten Erkenntnisse kritisch. Guillén betont, dass sich Männer eher auf ihre eigenen Ziele konzentrieren können. Von Frauen würden Chefs hingegen erwarten, dass sie sich auch um andere und deren Ziele kümmern. Die Beurteilung dieses Schlusses bleibt Ansichtssache. So kritikwürdig die offenbar noch immer mangelnde Gleichstellung auf den ersten Blick erscheint, wären weibliche Charakterzüge als zentrale Leistungsindikatoren für beruflichen Erfolg noch vor zehn Jahren undenkbar gewesen. Dass Weiblichkeit mittlerweile berufliches Ansehen genießt, lässt sich daher bis zu einem gewissen Grad als Fortschritt auslegen. Besteht für Frauen auf dem Weg zum beruflichen Erfolg jedoch ein Zwang zu typisch weiblichen Verhaltensweisen, wäre dies als Rückschritt zu bewerten. Fest steht angesichts der Studienergebnisse zumindest, dass Frauen und Männer weder im Einstellungsprozess noch bei der Beförderung nach gleichen Kriterien eingeschätzt werden. In Leistungsbeurteilungen für Frauen nutzten die Chefs der untersuchten Firma das Wort Wärme beispielsweise doppelt so oft wie in den Beurteilungen männlicher Mitarbeiter.